Kaukasischer-Sumakh-Kelim

Ostkaukasus, Azerbeidjan, Region Kuba
Maße: 330 X 290 cm, spätes 19. Jahrhundert, sehr guter Zustand

Sumakh-Kelim

Mit „Sumak" wird eine spezielle Kelimwebtechnik bezeichnet.
Die musterbildenden Fäden werden in horizontaler Reihung um die Kettfäden gewickelt (umschlungen). Neben verschiedenen Varianten verlaufen die Umwicklungen gegenläufig hin und her, wodurch in der Aufsicht eine fischgrätartige Struktur entsteht.
Nach jeweils einer gegenläufigen Wicklung werden ein bis zwei Schussfäden in Schussripsbindung zur Verdichtung und Stabilisierung des Kelims eingewebt. Die Enden der musterbildenden Wickelfäden verbleiben auf der Rückseite deutlich sichtbar. Die Sumakhtechnik ist in allen kelimproduzierenden Ländern des Orients verbreitet, besonders aber in den kaukasischen Ländern.

Kaukasischer-Sumakh-Kelim

Die Größe des hier gezeigten Stückes, die handwerkliche Perfektion und die aufwendige Gestaltung weisen auf eine Fertigung in einer örtlichen Meisterwerkstatt hin. Die Charakteristikik dieses Stückes entspricht vergleichbaren Stücken, wie sie uns aus der südostkaukasischen Region Kuba und Seychur in Azerbeidjan aus dem späten 19. Jahrhundert überliefert wurden.
Zur Herstellung wurde ausschließlich selbstgefärbte, handversponnene Schafschurwollgarne verwendet. Der Kelim wurde in den 1980er Jahren in einer türkischen Restaurierungswerkstatt restauriert und befindet sich in bestem Zustand.

Mittelfeld des Kaukasischen Sumakh-Kelim

Im Mittelfeld dominieren drei tiefblaue, breitgestreckte, auf der Längsachse aufgereihte Rauten, deren Zentren je ein quergestauchtes Oktogon bildet. Diese primären Rauten werden auf beiden Seiten von reziprok eingefügten, hellblauen Rauten begleitet.

Kaukasischer Sumakh-Kelim : Mittelfeld mit Seitenstreifen

Die nun an den Längsseiten folgenden breiten Streifen, angereichert mit Rauten, Rosetten und Palmetten, strecken das Mittelfeld zum angrenzenden Rahmen und schaffen zwischen beidem eine wohltuende Distanz, wodurch die sehr kompakte Musterfülle an Freiraum und Einzelwirkung für das zahlreiche Dekor gewinnt.

Ecke mit Bordürenabschluss

Den Abschluss bildet ein Rahmen mit vier Borten und schmalen Trennbändern. Die Hauptborte zeigt aneinandergereihte, farblich wechselnde, hakenbesetzte Rauten. Außen folgt abschließend der „laufende Hund", ein reziprokes Wellenrankenband.

Ein diesem Typ vergleichbarer Sumakh-Kelim findet sich bei „Persian Fleatweaves" von P. Tanavoli Seite 243 Plate 181, Antique Collectors Clup, ISBN 1 85149 335 2

Meine Buchempfehlung:
"Orientteppiche, Band 5 Kelims Kaukasische Flachgewebe" Taher Sababi, Baddenberg-Verlag ISBN 3-89441-025-6
Im Abschnitt Technik wird die Sumakhweberei in ihren verschiedenen Varianten ausführlich erklärt und skizziert. Im Bildteil auf den Seiten 110-121 sind Sumakh-Kelims abgebildet und umfangreich beschrieben.